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ADVENT, VORWEIHNACHTSZEIT – TEXTE UND GEDANKEN

Advent (lateinisch adventus „Ankunft“), eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn), bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, Weihnachten, vorbereitet. Zugleich erinnert der Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen. Der Advent beginnt nach katholischer wie evangelischer Tradition mit der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags und mit ihm auch das neue Kirchenjahr.1)

Advent – das ist eine Zeit der Vorfreude und Vorbereitung, der Stille und der Erwartung. Vier Kerzen am Adventskranz, vier Sonntage zwischen dem Ewigkeitssonntag und dem Heiligen Abend stimmen ein auf das große Fest.

Im Advent gibt es zahlreiche Traditionen: Adventskalender, Adventslieder, Geschichten, selbstgebackene Plätzchen, Weihnachtsmärkte, Konzerte, Lichterketten – all das trägt zum besonderen Charakter der Zeit vor Weihnachten bei.

Im Kirchenjahr, das mit dem 1. Advent beginnt, gehört die Adventszeit zu den stillen Zeiten, als eine Zeit der inneren Einstimmung und der Vorfreude auf etwas ganz Besonderes.2)

Das Warten in der Bibel3)

Jahr für Jahr im Dezember erinnern sich Christen in der Adventszeit daran, dass Gott in die Welt gekommen ist. Mit den Menschen zu biblischen Zeiten sind heutige Christen in der Hoffnung verbunden, dass sich am Ende alles gut füge: dass das Licht die Dunkelheit besiegt, dass Gott alle Tränen abwischen und dass eine Zeit unendlichen Friedens einkehren wird. Gründe genug, in der Adventszeit abzuwarten und getrost Tee zu trinken.

Aller Augen warten auf Gott

Die Psalmen strotzen vor begnadetem Gottvertrauen. Ein gutes Beispiel gibt der Beter des 145. Psalms. Entgegen aller menschlichen Erfahrung ist er davon überzeugt, dass Gott es am Ende gut ausgehen lassen wird – dass er die Niedergeschlagenen aufrichtet und die Hungrigen sättigt. Es lohnt sich also, zu warten. Und es ist sinnvoll, sich während des Wartens im Gebet an die guten Erfahrungen mit Gott zu erinnern.

Zitat: „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ (Psalm 145,15)

Auf das Licht warten

Mehrmals bedienen sich die Verfasser der Bibel in ihren Erzählungen des Bildes der Blindheit, um die Dunkelheit der unerlösten oder gottlosen Welt zu illustrieren. Besonders drastisch gelingt das im Tobias-Buch. Den Namensgeber des Buches, der in Ninive lebt, ereilt ein ungewöhnliches Schicksal: Als er schläft, fällt der Kot einer Schwalbe in sein Auge und er erblindet. Trotzdem verliert er nicht die Hoffnung und wartet geduldig auf das Kommen des Messias. Das Warten hat sich gelohnt. Nach acht Jahren erhält er sein Augenlicht wieder zurück.

Zitat: „Wir sind Kinder der Heiligen und warten auf ein Leben, das Gott denen geben wird, die im Glauben treu und fest an ihm bleiben.“ (Tobias 2,17f.)

Am Ende steht die Freude

Warum sollte man überhaupt warten? Das Buch der Sprüche bietet eine überzeugende Antwort. All jene, die gerecht sind (also gottgefällig leben), werden am Ende des Wartens Freude erleben. Wer sein Leben jedoch gottlos verbracht hat, wird die Verdammnis spüren und verloren sein.

Zitat: „Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.“ (Sprüche 10,28)

Die Seele wartet

Wer einmal Nachtdienst gemacht hat, kennt die erlösende Kraft des ersten Morgenlichtes: „Bald ist meine Arbeit zuende und ich kann nach Hause gehen und mich ausruhen.“ So ähnlich, meint der Psalmist, geht es der menschlichen Seele. Noch mehr als ein Nachtwächter wartet sie auf die ersten Lichtstrahlen des Morgengrauens, die den neuen Tag ankündigen. Die Seele kann geduldig warten, denn sie weiß: Das Licht wird kommen. Jeden Tag neu.

Zitat: „Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen.“ (Psalm 130,6)

Wohlwollende Gedanken

Sehr tröstlich spricht der Prophet Jeremia zu den Menschen: Sie dürfen hoffend warten auf ein gutes Ende. Das ist nicht nur spirituell gemeint, sondern sehr konkret. Denn Jeremia will den Jerusalemern Mut machen, die fern der Heimat im fernen Ninive leben müssen. Nach siebzig Jahren werde Gott sie zurück in die Heimat führen, verheißt Jeremia den Deportierten und versichert ihnen: Während der Wartezeit werde Gott „Gedanken das Friedens und nicht des Leides“ haben.

Zitat: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.“ (Jeremia 29,11)

„Bist du es, der da kommen soll?“

Diese neutestamentliche Episode ist kaum zu glauben. Denn natürlich wusste Johannes der Täufer, dass Jesus der von den Propheten vorhergesagte Messias ist. Wahrscheinlich wollte Johannes seinen zweifelnden Jüngern Gewissheit schenken, als er sie mit dem Auftrag zu Jesus schickt, zu fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“ Jesus antwortet nicht mit Ja oder Nein, auch nicht theologisch, sondern zählt auf, was in seiner Gegenwart geschieht: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Darauf mögen sich die Jünger des Johannes einen eigene Reim machen.

Zitat: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“ (Matthäus 11,1-6)

In Geduld warten

Der Apostel Paulus hatte ein Problem: Viele Christen warteten darauf, dass Christus in Bälde aus dem Himmel zu ihnen zurückkehren werde. Doch die Wiederkunft („Parusie“) blieb aus. Das christliche Leben, erkannte Paulus, ist eine Wartezeit, bis der Herr wiederkommt. Der Messias war da, hatte in der Welt gelebt – und doch muss die Welt weiter auf ihn warten. Aber wie? Zwei Dinge sind Paulus wichtig. Die Christen sollen sinnvoll und gemeinschaftlich leben. Und sie sollen die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi nicht aufgeben. „Geduldig ausharren“, heißt das Gebot der Stunde, denn „wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung“.

Zitat: „Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.“ (Römer 8,25)

Uwe Birnstein


ZDF Adventskonzert aus der Frauenkirche in Dresden 2017: Macht hoch die Tür


Manfred Siebald: Es wird nicht immer dunkel sein

1) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

2) Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

3) O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

4) Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
eu’r Herz zum Tempel zubereit‘.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
so kommt der König auch zu euch,
ja, Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

5) Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.

1) Es wird nicht immer dunkel sein,
so klingt seit alter Zeit
das Wort der Hoffnung heil hinein
in Menschentraurigkeit.
Und halten auch die Hirten noch
im Finstern ängstlich Wacht,
hat doch Gott schon den Himmel aufgemacht
in der Nacht,
hat doch Gott schon längst
den Himmel aufgemacht.

2) Kann so viel Licht im Dunkel sein
und so viel heller Schall?
Der Engel lädt die Hirten ein
zu Jesus in den Stall.
Sie ahnen, während rings der Himmel
laut vor Freude lacht:
Gott hat sich zu uns Menschen aufgemacht
in der Nacht.
Gott hat sich zu seinen
Menschen aufgemacht.

3) Da wo die tiefsten Schatten sind,
lässt Gottes Licht sich sehn.
Noch ist es klein – so wie das Kind,
vor dem die Hirten stehn.
Sie haben nichts als nur
verzagte Herzen mitgebracht.
Aber Gott hat den Himmel aufgemacht
in der Nacht.
Gott hat heute seinen Himmel aufgemacht.

4) Es wird nicht immer dunkel sein
– hat uns das Kind gezeigt,
auch wenn bis heut‘ die Finsternis
vor unsern Augen steigt.
Doch wer das Licht bei Jesus sucht
noch in der tiefsten Nacht,
der hat sich schon zum Himmel aufgemacht,
hat bei Nacht sich auf Erden
schon zum Himmel aufgemacht.

Text: Manfred Siebald

Marias Lobgesang

46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
47 und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;
48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
49 Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
50 Und seine Barmherzigkeit währet für und für bei denen, die ihn fürchten.
51 Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
54 Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,
55 wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.

Lukas 1, 46-55


1) Text zusammengestellt in Auszügen aus WIKIPEDIA: https://de.wikipedia.org/wiki/Advent
2) Text aus „Advent“, EKD.de https://www.ekd.de/Advent-10815.htm
3) Text aus „Das Warten in der Bibel“, EKD.de https://www.ekd.de/advent-das-warten-in-der-bibel-best-of-bible-uwe-birnstein-31075.htm 
Musikvideos: YouTube https://www.youtube.com/
Bildnachweis: Pixabay https://pixabay.com/de/
Die Texte wurden zusammengestellt von Manfred Cron