Andacht zum Monatsspruch Juni 2023
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle. (1. Mose 27,28)
Was für ein schönes Bild von Glück, Wohlergehen und Wertschätzung!
Mit diesen Worten segnete der alt gewordene Isaak seinen Sohn. Damit gab er ihm nicht nur seinen Besitz, sondern auch seinen Glauben weiter. Den Glauben an einen Gott, der die Familie auserwählt hatte und aus ihr ein großes Volk machen wollte. Einem Gott, der sie segnen und zum Segen für die Erde machen würde.
Doch bei näherem Hinschauen zeigt sich, dass dieser Segen Teil eines schmerzhaften Familiendramas war. Denn der alte Vater gab das Segenswort nicht an seinen ältesten Sohn Esau, wie geplant, sondern an seinen jüngeren Sohn Jakob. Dieser hatte sich zuvor das Recht des Erstgeborenen von seinem Bruder Esau mit einer Linsensuppe „abgekauft“. Verkleidet als der ältere Bruder kam Jakob dann zum halbblinden Vater und ergaunerte sich den Segen seines Bruders. Kurz danach musste Jakob vor seinem wütenden Bruder fliehen und sein Leben in Sicherheit bringen.
Dennoch entfaltete der Segen seine Kraft! Noch in derselben Nacht, als Jakob in der Wüste schlief, träumte er von einem offenen Himmel, von einer Leiter, die zur Erde führt und von Gott, der ihm seinen Segen und seine Hilfe zusicherte. (1.Mose 28)
Jakob durfte das erleben, allerdings war es ein weiter Weg durch Höhen und Tiefen. Als sein Gewissen ihm schließlich keine Ruhe mehr ließ, machte er sich auf den Rückweg zu seinem Bruder, um sich auszusöhnen. Auch hier spielte der Segen eine wichtige Rolle, und so kämpfte Jakob in der Nacht mit einem Fremden um diesen Segen und wurde verletzt. Doch am Folgetag durfte er erleben, wie die Sonne wieder über ihm aufging und dass er im Frieden wieder heimkehren konnte. Verletzt und hinkend, gezeichnet und berührt – aber gesegnet. (1.Mose 32)
So schön die Segensworte klingen, sie machen mich auch nachdenklich: Leben wir in Europa mit einem „erschlichenen“ Segen? Die weltweiten Verbindungen in der Versorgung sind gefährdet: die Getreidefelder in der Ukraine, die Menschen in Afrika ernähren, Erdgaslieferungen, elektrische Bauteile für Autos, chemische und pharmazeutische Produkte, Bekleidung aus Asien und vieles mehr. Was uns in Europa so selbstverständlich war, ist bedroht durch Krieg, Klimawandel und Katastrophen; durch ungerechte Verteilung und Arbeitsbedingungen. Mit wird neu bewusst: unsere Versorgung ist nicht selbstverständlich.
Was braucht es, damit uns Menschen die Augen aufgehen und wir die Gottes Gegenwart in unserem Leben erkennen? Als Gesegnete teilen wir die Fülle, die uns verheißen ist. Als Gesegnete suchen wir Versöhnung und Frieden. Als Gesegnete öffnen wir die Hände und geben Zukunft weiter für uns und für die Menschen, mit denen wir zusammenleben:
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.
Ihr und euer Pastor Gerald Kunde

Segne unser Leben, Gott.
Segne uns mit Wohlergehen und Fülle.
Segne unser Handeln,
dass wir in Gerechtigkeit und Frieden leben können.
Segne unsere Worte,
dass sie Versöhnung stiften und anderen beistehen.
Segne uns mit Mut und Zuversicht,
dass wir standhalten, wo deine Welt bedroht ist.
Segne uns in den hellen und dunklen Tagen unseres Lebens.
Amen.